Wehrden entwickelt sich zum Dorf
Ereignis-Datum: 1. Januar 1200
Wahrscheinlich spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts wird sich Wehrden zu einem Bauerndorf entwickelt haben. In dieser Zeit wird es üblich Teile der Liegenschaften der Herrenhöfe und Güter wiederum auf bäuerliche Zeitpächter zu übertragen. Da der Grundherr nicht in der Lage war seinen oft zerstückelten Grundbesitz selbst zu bewirtschaften, übergab er ihn entweder in Erbpacht oder überließ den Bauern einen Teil als Meiergut.
Aus den früheren Knechten der Herren von Amelunxen waren „Bauern“ geworden, die die ihnen zum Lehen gegebenen Ländereien zwar selbständig bewirtschaften konnten, aber durch eben diese Lehensverträge in ständiger Abhängigkeit vom Lehensgeber blieben. Sie waren sogenannte Hörige, die zu gehorchen und die mit dem Lehen verbundenen Dienste, Zehnten und sonstige Abgaben ohne Murren zu erbringen hatten.
Die Adelsherren in Wehrden besaßen zudem für den Ort umfangreiche und recht lukrative Rechte. Neben dem Zehnten, der überwiegend in der Ablieferung der 10. Garbe in die Zehntscheune bestand, flossen Einnahmen aus den verpachteten Ländereien, Fischwassern, den Waldhuten, aus den Abgaben der Erbländereien sowie aus einem Teil der Steuern die an Corvey abzuführen waren.
Die bäuerliche Arbeit auf eigenen Grund und Boden oder aus Verpflichtungen gegen das Adelsgut ernährte die Familien des örtlichen Bauernstandes, der aus Köttern, Meiern und Halbmeiern bestand. Das Handwerk beschränkte sich auf die unentbehrlichsten Berufe. Wirt und Krämer waren oft in einer Person vereint und hatten nur einen geringen Umsatz. Es gab außerdem noch einige Fischer und Schiffer.
Unser Heimatort wird im Verlauf des ganzen Mittelalters, d. h. in einem Zeitraum von etwa 700 Jahren, nur einige Dutzendmal in Urkunden erwähnt, woraus man kein klares Bild der Dorfentwicklung gewinnen kann. Freie, d. h. herrenlose Bauern gab es im Mittelalter in Wehrden nicht. Im Hochmittelalter wird der Ort schätzungsweise aus höchstens vier bis sechs größeren Höfen und einigen Kleinhöfen bestanden haben. Mehr als 100 Einwohner hatte unser Heimatort in dieser Zeit wahrscheinlich nicht. Im ausgehenden Spätmittelalter vergrößert sich dann die Besiedlung: die Zahl der Höfe und der Einwohner sowie die landwirtschaftlich genutzten Flächen nahmen zu, sodass zum Ende des 16. Jahrhunderts in Wehrden bereits rund 250 Einwohner lebten. Die Anzahl und Zusammensetzung der Bevölkerung blieb bis in das späte 18. Jahrhundert gleich.